Nach einer dreizehnstündigen Übernachtfahrt spuckt mich der unkomfortable Bus ins schwülwarme Rishikesh. Sonnengeblendet, halb betäubt vor Müdigkeit teile ich mir ein Tuk Tuk mit zwei Westlern und überlasse dem Schicksal, in Form eines kraushaarigen Argentiniers, mich am richtigen Ort herauszulassen. Meine Yogaschule befindet sich erfreulicherweise etwas abseits vom indischen Trubel, auch wenn man das Dauerhupen schon noch hören kann. Unser shanti Garten ist zikadenbesungen und wir blicken auf die weiß goldene Kuppel des Krya Yoga Ashrams und diesige Berghänge am anderen Gangesufer.
Der freundliche Manager mit gebrochener Nase und markanter Kinnpartie steckt mich wegen geringer Auslastung in ein Einzelzimmer, wofür ich sehr dankbar bin. Mit Margarida war es absolut unproblematisch ein Zimmer zu teilen, aber Einzelzimmer sind willkommener Luxus.
Ich sitze unter einem palmwedelgedeckten Dach unter einem Mangobaum. Es blüht Hibiskus, allerlei subtropisches Grün und beim Zähneputzen morgens habe ich Babyaffen beim Rumturnen auf den Bäumen beobachtet. Die Hunde schlafen im Schatten und es arbeiten hier 4 Mal mehr Inder, als es Schülerinnen gibt. Meine Mitstudenten sind Celina aus Belgien und Carmen aus Argentinien. Ständig begegnen dir solidarische Frauen, voller inspirierender Geschichten oder sonstiger Geschenke. Die beiden machen den ayurvedischen Massagekurs und ich bin der Glückspilz, an dem sie üben wollen. Herrlich!
Meinen Yin Yoga Kurs mache ich ganz alleine und Einzelunterricht hat auch seine Vorteile. Ich hatte wenig Erwartungen an den Kurs und lass mich einfach einmal treiben und nehme auf, was mir geboten wird.
Der Gründer des Vedansha Instituts ist mir nicht so ganz geheuer, weil er gerne in Anekdoten seiner spirituellen Großartigkeit schwelgt. Mit groteskem Minenspiel, beringten dicken Fingern und Pomaden-Haarpracht präsentiert er in seinen gelb weißen Gewändern die tollsten Abenteuer. Ich weiß, dass Inder Geschichten mögen und seine Augen sehen so aus, als wäre er kein schlechter Mensch, aber so richtig warm werden wir nicht miteinander. Er hat einen „Auracheck„ mit mir gemacht und widerwillig habe ich ein paar Empfehlungen aus ihm herausgequetscht. Er findet, mir würde ein bisschen mehr Workout guttun. Hm. Ich habe nach einer 300-stündigen Ashtanga Ausbildung Armmuskeln wie noch nie in meinem Leben und dieser dicke Guru hier gibt mir die Empfehlung abzunehmen. Na Danke.
Dieses Wochenende stehen endlich mal ein paar Freizeitaktivitäten an. Natürlich werde ich Rishikesh erkunden und wir wandern zu einer Höhle und machen eine Wildwasser Rafting Tour auf dem Ganges. Bald bricht schon die vorletzte Woche an. Kaum zu Glauben.