The first limb of Yoga

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Die Basis der indischen Philosophie findet man in den Veden. In dieser Zeitspanne wurden auch die zwei Epen verfasst, die u.a. die Bhagavat Gita, die euch vielleicht ein Begriff ist, beinhaltet. Die nächste Ära ist die indische Klassik, in der Patanjali die wissenschaftliche Erklärung des Yoga in 176 Aphorismen niederschrieb. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, hat er im achtgliedrigen Pfad erläutert, wie man Schritt für Schritt Samadhi, die Befreiung, erlangen kann. Ich wollte hier nochmal auf drei der 5 Unterpunkte der Jamas eingehen. Sie beinhalten Empfehlungen für das soziale Verhalten. Manche dieser Punkte sind einfach essenziell auf dem Weg zu einer glücklichen Existenz und betreffen mich auch persönlich. Wir sitzen in unserer irdischen Existenz alle in einem Boot und unsere Probleme können nicht so unterschiedlich sein. Daher könnt ihr euch vielleicht mit meinen Problemen identifizieren und von meinen Lösungsideen profitieren.
Ich hatte im letzten Beitrag über die positive Ausrichtung des Geistes gesprochen. Ich finde diese Unterpunkte der Jamas sind eine schöne Ergänzung dazu.
1.Ahimsa = non-violence
Mir hat der Gedanke, dass sich selbst nicht zu lieben Gewalt ist, die Augen geöffnet. Der Umkehrschluss wäre, dass das Nicht verletzten zu Selbstliebe führen könnte. Weiterhin ist Selbstliebe zu kultiviert auch die Grundvoraussetzung Liebe in anderen zu sehen bzw. geben zu können und diesen nicht zu schaden. Ahimsa wird als der Samen der Liebe bezeichnet und ist dazu in der Lage Schmerz und Leid entgegenzutreten. Wird Ahimsa nicht praktiziert entsteht Hass, Eifersucht, Stolz, Egoismus und Ego.
Ich hatte bei Ahimsa zunächst nur an andere gedacht und ganz außer Acht gelassen, dass Gewalt auf emotionaler und gedanklicher Ebene und vor allem gegen sich selbst sicherlich viel öfter stattfindet. Dieses Thema bleibt für mich immer aktuell. Der karmische Berg, den ich hier abzutragen habe, ist mein persönlicher Kailash. Ein Gebirgsmassiv an Learnings wartet hier noch auf mich.
Ich hatte ja gerade neulich berichtet, wie ich wieder hart mit mir selber ins Gericht gegangen bin, weil ich vermeintlich nicht schnell genug lernen würde. Seinen Geist neu auszurichten ist schweißtreibende Gedankenarbeit. Oft schaffe ich es nicht, in jeder Situation direkt zu schalten, aber die Einsicht, dass ich falsch liege, kommt nun immer zügiger und ich kann mich wieder auf den rechten Pfad zurückbringen, wenn ich mich einmal wieder verurteilt habe.
Yoga ist ein Weg und ich stehe in manchen Belangen offensichtlich noch am Anfang. Es fällt mir so schwer aus diesem ich sollte- und müsste-Denken herauszukommen und auch einfach mal nur zu sein und mich auch einfach unvoreingenommen lernen zu lassen. Amanda lacht, wenn sie aus den Posen fälltfür mich undenkbar. Mein Ego will sich vergleichen, verurteilen und verdammt nochmal schnellstmöglich großartige Resultate sehen. Frust statt Entdeckergeist. Verbissenheit und Ärger statt Enthusiasmus angesichts einer Herausforderung.

In der letzten Ashtangaklasse konnte ich eine Menge Posen nach wie vor einfach nicht machen, aber ich stellte auch fest, wie ich an anderen Stellen Fortschritte mache. Wenn man mit Ego Yoga praktiziert, kann man sich im Nullkommanichts verletzten und wenn man es genau nimmt, ist es dann kein Yoga mehr, sondern einfach Gymnastik. Mit einem Lächeln die Yogastunden zu beenden und die Vorzüge am eigenen Körper zu spüren und sich friedvoll zu fühlen. Das ist Yoga und das gilt es nicht zu vergessen, trichtere ich mir hier einmal wieder ein.
Amanda hat mir eine Anekdote aus ihrer Praxis erzählt. In ihrer ersten Ashtangaklasse meinte sie zu der Lehrerin, dass sie Anfängerin und deswegen nicht gut sei. Sie bekam zu hören, darauf käme es nicht an, sondern nur darum zu wachsen.
Ich habe mir mittlerweile auf die Schulter geklopft und mit Dankbarkeit anerkannt, wie viel ich bereits in den letzten zwei Wochen gelernt habe. Ich spendiere meinem müden Körper dafür eine Massage bei Geeta mit den kräftigen Händen und meinem Geist eine Verschnaufpause am Wasserfall.

2. SatyaTruthfullness
Es geht um das Verständnis und Vertrauen in die wahre Natur unseres Lebens. Diese Klarheit des Geistes bedingt inneren Frieden. Erinnert ihr euch an das Bild mit den Wasserbehältern? Es geht hier um das Konzept der individuellen und universellen Seelen. In Indien begrüßt man sich nicht umsonst, wie ihr bestimmt wisst, mit dem Wort Namaste, was so viel heißt wie ich grüße das Göttliche in dir. Mit Satya rufen wir uns ins Gedächtnis, was Illusion (Maya) und was Realität ist. We are happy souls„- Das zu realisieren ist eine der zentralen Aufgaben der indischen Philosophie, der Lehre des Lebens.

3. Parigrahanon-possesivness
Nicht Anhaftung ist auch ein großes Thema, auf das ich ständig stoße. Anhaftung führt zu Gier und zur Angst etwas zu verlieren. Auf physischer, emotionaler und geistiger Ebene hängen wir übermäßig an Dingen und Menschen. Diese Hindernisse auf dem Yogaweg oder generell auf dem Lebensweg führen unweigerlich zu Leid.
Ich schaue zu einem Freund von mir auf, der ein unfreiwilliger Lehrmeister im Lernfeld der Nichterwartung ist. Er kultiviert radikal die Erwartung keine Erwartung zu haben. „Sein“ statt „müssen“ oder „wollen“. Das ist modernes Zen. Ohne Anhaftung zu sein, führt zu einem ganz anderen sozialen Netzwerk und ich spreche hier auf keinen Fall davon, ohne Liebe zu sein für seine Mitmenschen, sondern von einer anderen Form der Freiheit. Verbindungen werden aus der Fülle heraus geschlossen und ein einfaches pures Leben nährt einen, anstatt sich mit übermäßigem Materialismus selbst Fesseln anzulegen. Dr. Pratish riet mir auch zu einem einfachen Leben. A simpel life, ja das wäre schön.

Die beiden weiteren Jamas behandeln das nicht stehlen und die sexuelle Abstinenz.
The Jamas teach us the lesson of selflove, clarity, purity and nonholdingDie Jamas bringen uns Selbstliebe, Klarheit, Reinheit und das Nichtfesthhalten bei.
Ich schreibe diese Zeilen an einem zerkratzten Metalltisch, der den Rest einer grünen Patina aufweist. Der Wasserfall hinter mir rauscht und ich höre die beiden indischen Männer im Chailaden schnacken. Auf der anderen Seite des Tals scheint es zu einem Kloster zu gehen, da dort viele bordeauxrote Roben die steinigen Serpentinen hoch- und runtersteigen. Es ist Frühling geworden, der von den Vögeln besungen wird. Neben den Geröllfeldern leuchten die roten Blüten analog zu den tibetischen Gewändern. Am Fuß der Berge sehe ich die Häuser von Dharamsala und dahinter verschmelzen blaugraue Hügel mit dem diesigen Horizont. Der Tag hat mir gehört und mich genährt. Ich fühle mich zufrieden und dankbar.

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