trial and error

Ich öffne um halb fünf die Augen und nehme die eisige Raumluft auf meinem Gesicht wahr. Eine Kaltwetterfront hat den Frühling kurzfristig einmal wieder verdrängt und wir frieren wieder, während es mittlerweile im Rest von Indien fast unerträglich heiß ist. Traumbilder hängen mir nach wie die Nebelschwaden vor meinem Fenster. Es fühlt sich gut und erdend an, wieder der gesunden Routine zu folgen und ich schiebe mir um halb sechs ein Kissen in den Rücken und beginne meine geführte Meditation.

Ich habe eine interessante Rückmeldung bezüglich meiner Überlegungen zum dankbar sein bekommen. Eine schlaue Freundin merkte an, dass ich meine Bemühungen konterkariere, indem ich das Thema Dankbarkeit mit Leistungsdenken angehe. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich in das hartnäckige Muster von Beurteilen und Vergleichen abgerutscht war.
Mich abzuwerten, weil andere dankbarer scheinen als ich, ist im Endeffekt widersinnig. Oft stecke ich zu tief in meiner Gedankenwelt, als dass solche Unstimmigkeiten noch auffallen. Dankbarkeit ist kein Wettbewerb und der Ausdruck dieses Gefühls mag individuell verschieden sein. Mein moderates Glücksgefühl scheint mein Ausdruck zu sein. Ich habe begriffen, dass man diese Art von Expressionen der Seele nicht so rational angehen kann. Meinen Fokus kann ich willentlich beeinflussen und den Blick auf das Gute in allem richten, jedoch versuche ich nun meine Art der Dankbarkeit, ihrem Ausdruck und ihrer Intensität anzunehmen, ganz so wie sie ist.

Wie man sieht, habe ich jetzt meine Zielsetzung etwas korrigiert und widme mich indessen vermehrt meinen Einstellungen. Weg vom Mangel hin zur Fülle ist das neue Credo. Ich hänge mich also nicht mehr so an meinen vermeintlichen Schwächen auf, sondern versuche inzwischen wertzuschätzen, was bereits funktioniert. Stichwort: Ressourcenorientierung.

Im Prozess meiner Kontemplation über meine persönliche Reise zu mehr Fülle kristallisiert sich eine Tendenz heraus, der gesellschaftlichen Norm noch weiter den Rücken zu kehren, als ich es eh schon tue, hin zu mehr Wachstum und Naturnähe. Offensichtlich funktioniert es bereits ganz gut, vermehrt auf mein Herz zu hören und meinem inneren Kompass zu vertrauen. Ich akzeptiere mittlerweile meine Herzenswünsche, auch wenn sie nicht dem Mainstream entsprechen. Ich muss keine 9-to-5 Festanstellung haben und keine unzumutbaren Kompromisse eingehen, was meine Arbeit angeht. In meiner Zukunft darf ich meine Energie in Projekte investieren, die mich faszinieren. Die Möglichkeit des Scheiterns nehme ich dabei in Kauf. Herzensprojekte können viel erfolgreicher werden, als die Jobs zum Geld verdienen, die man aber eigentlich langweilig findet. Hier ist Mittelmäßigkeit Programm.
Wenn ich meine Träume ansehe und wie sehr ich mich bereits bemühe sie zu leben, dann realisiere ich tatsächlich die Fülle und dann blüht etwas in mir auf. Dann kommt die Dankbarkeit in mein Herz, ohne dass ich sie auf intellektueller Eben zu erzwingen versuche. Es ist so schön zu sehen wie durch einen kleinen Anstoß die Puzzleteile an die richtige Stelle fallen.
Ich bin dankbar, mir selbst die Erlaubnis zu geben, neues zu lernen und mein Leben immer wieder neu auszurichten. Ich bin dankbar, für die Menschen, die mich auch aus der Ferne unterstützen und zu denen ich immer zurückkehren kann. Danke, dass ihr Teil meines Lebens seid, ihr seid in meinem Herzen. Ein neuer Aspekt meiner Dankbarkeit ist dem Samen der Selbstliebe geschuldet, der mittlerweile strahlende Blüten trägt. Ich gestatte mir dankbar dafür zu sein, wer ich bin und erkenne auch das Geschenk an, das ich für andere bereithalte.

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