Es ist Neumond und eine besonders geeignete Zeit, um in die Stille zu gehen. Ich versuche meine Energien weitestgehend bei mir zu lassen und den Fokus nach innen zu lenken. Ich bin hier Teil einer liebenswerten Frauengruppe geworden und wir teilen nicht nur anregende und wertschätzende Gespräche, sondern auch eine spirituelle Praxis. Den Mittwoch schweigen wir gemeinsam bis zum Abendessen und treffen uns zum gemeinsamen Singen und Meditieren.
Diese zwei ruhigen Tage möchte ich nutzen, um mich mit Körperwahrnehmung und body positivity zu beschäftigen.
Dr. Pratish, der leitende Arzt der Klinik, konfrontierte mich bei unserem ersten Zusammentreffen damit, dass ich mich in meinem Körper nicht uneingeschränkt wohlfühle. Wie viele von uns habe ich tatsächlich eine gestörte Körperwahrnehmung und Körperverneinung, die auch nicht durch intensiven Sport geheilt werden konnte. Ich war in der Vergangenheit fordernd und zugleich lieblos, was meinen Körper betrifft. Ich benutze meinen Körper, um meinen aktiven Lebensstil aufrechtzuerhalten, verweigere ihm aber zugleich eine wertschätzende Beziehung. Ein Paradoxon. Sicherlich habe ich schon einige Praktiken etabliert, um mir und meinem Körper Gutes zu tun. Biologisch erzeugte vegetarisch-veganen Lebensmitteln, ausreichend Bewegung, Ruhepausen und eine spirituelle Praxis. Aber meinen Körper uneingeschränkt zu lieben und mich in ihm zu Hause zu fühlen, fällt mir nicht leicht.
Ein Paradigmenwechsel bahnte sich letztes Jahr an, als ich über meine Meditationspraxis begann, mich mit mir auszusöhnen und mich intensiver mit dem Thema Selbstliebe zu beschäftigen. Ich kann Dr. Pratish nur zustimmen, dass unsere Zeit begrenzt und wertvoll ist, und wir sie nicht verschwenden sollten, an der Vergangenheit und falschen Vorstellungen festzuhalten. Wir dürfen unsere eigene Wahrhaftigkeit leben, unseren ureigenen und sehr individuellen Lebensweg einschlagen, da unser Ziel sein sollte, uns selbst zu erkennen. Er meinte zu mir „Lisa, du bist eine glückliche Frau. Nur dein Geist hindert dich daran, die Wahrheit über dich selbst zu erkennen.„ Wenn ich also ehrlich zu mir selbst bin und bereit den Schmerz der Vergangenheit loszulassen, kann ich anerkennen, dass ein gesunder und glücklicher Mensch mit besonderen Fähigkeiten in mir steckt.
Der springende Punkt ist, dass der Körper das Vehikel dieser wertvollen Seele ist. Aus indischer Perspektive hat es uns viele Leben und Anstrengung gekostet, bis wir das große Glück hatten in einem Menschenkörper geboren zu werden. Das Leben ist eine große Chance seine Karmas (Lektionen) zu lernen und allein unser Körper befähigt uns dazu. Nur mit ihm kann sich unser innerstes Gehör verschaffen, können wir unser Potenzial ausschöpfen und mit anderen in Kontakt treten.
Es ist Zeit mir meine Körperignoranz der Vergangenheit zu verzeihen und es wieder gutzumachen.
Dr. Pratish sagte, unsere Aufgabe ist es im ersten Schritt gut mit unserem Körper umzugehen und ihn gesund zu halten. Im zweiten Schritt können wir uns mit nichts weniger als „self-realization„ beschäftigen, also uns selbst zu erkennen und das Licht in die Welt zu bringen, das uns mitgegeben wurde.
Ich war tief berührt und habe mir an diesem Tag im Spiegel tief in die Augen gesehen und hatte dabei das Gefühl, dass wir beide uns noch gar nicht so gut kennen und ich noch sehr viel zu lernen habe.
Wenn ich morgen das Ayurvedakrankenhaus verlasse, möchte ich es mit einer täglichen ayurvedischen Ölselbstmassage wieder gutmachen und mit diesem Wunder, das der Körper nun mal ist, endgültig Frieden schließen. Und das ist nur der Anfang.
Dr. Pratish ist ein Geschenk und seine philosophischen, bunten und so indischen Geschichten haben mich wirklich weitergebracht. Ich werde in der Ayurvedarubrik die Webseite des Krankenhauses verlinken, falls ihr euch auch einmal etwas Gutes tun wollt. Hier wird der Körper geheilt, aber auch die Seele kommt nicht zu kurz. Ich kann einen Aufenthalt uneingeschränkt empfehlen. Wenn ihr Fragen dazu habt, schreibt mir gerne eine Mail.
Hier noch ein Podcast zum Thema Körperliebe, den ich zur Einstimmung gehört habe und der die ersten Steine ins Rollen brachte.
https://lauraseiler.com/podcast-wie-du-die-beziehung-zu-deinem-koerper-heilen-kannst/.