Bei der Konsultation vor einigen Tagen war der Oberarzt unzufrieden. Die Behandlung schlage nicht so an, wie er sich das vorgestellt hatte. Augen, Zunge und Puls wurden untersucht und er schaute mich besorgt an. Das Feuer war nicht aus meinem Körper gewichen, die Entgiftung noch nicht so weit fortgeschritten wie erwartet, obwohl ich schon jede Stunde ein anderes Präparat schluckte. Ich sollte mich doch bitte mal mehr entspannen, „einfach“ nichts tun. Das ist tatsächlich leichter gesagt als getan, da ich bekanntlich ein Mensch bin, der am besten zu seiner inneren Mitte findet, wenn er in Bewegung bleiben kann. Untätigkeit und der eingeschränkte Bewegungsradius hatte auf jeden Fall nicht zu meiner Entspannung beigetragen.
Ich bekam eine Spezialbehandlung, um den Entgiftungsprozess zu beschleunigen und lag anschließend die halbe Nacht mit Unwohlsein wach. Den Yogawecker ignorierte ich morgens und machte völlig zerknautscht um halb sieben die Tür auf, um mein Glas Öl in Empfang zu nehmen. Zu müde für meine Morgenroutine gab ich mich meiner Melancholie hin und vergoss Tränen ohne erkennbaren Anlass.
Die nächste Behandlung war bereits um 8 Uhr morgens und erstaunlicherweise stieg ich danach von dieser Holzliege als ein neuer Mensch auf. Es war, als wäre ein Knoten geplatzt und die nächsten Stunden verflogen mit illustren Gesprächen und ich konnte wieder strahlen. An diesem Morgen habe ich irgendwas hinter mir gelassen.
Und das ist genau das, um was es geht. Im ersten Teil der Behandlung soll man loslassen – auf mentaler und körperlicher Ebene.
Ich kam hier mit so viel Gegenwehr an und Vorstellungen, wie es hier zu laufen hätte. Z. B. war ich fest davon überzeugt kein Öl zu trinken und ich echauffierte mich darüber, dass ich nicht ordentlich informiert wurde. Typisch Deutsch könnte man meinen. Mit jedem Tag bin ich weicher geworden und konnte Dinge besser annehmen. In meinen Träumen wiederholten sich Nacht für Nacht Botschaften. Mein Unterbewusstsein zwang mich auch dort zu erkennen, dass es auch Menschen gibt, die ich loslassen muss.
Es dauert ein paar Tage und es gab Höhen und Tiefen, aber ich kam schlussendlich mehr in mir an. Entschleunigte Gedanken und mehr Zufriedenheit versüßen mittlerweile meine Tage.
Es findet auf jeden Fall neben einer mentalen Reinigung auch eine spürbare körperliche Reinigung statt. Nach 6 Tagen Behandlung ist der Körper straffer und besser mit Feuchtigkeit versorgt. Die Kräuterstempel bringen die Lymphe ordentlich in Wallungen und transportieren Einlagerungen (Ama) ab und das Öl glättet die Haut.
Ich habe in einer weiteren Lektion gelernt zu Vertrauen und wie schwer man es sich macht, wenn man über fortwährendes Urteilen und Erwartungen verhindert im Flow zu sein.
Ich komme heute in meine Hauptbehandlung. Die Kräuterstempel bleiben mir erhalten, aber Takra Dhara, eine besondere Art des Stirngusses wird eingeführt. Die Besonderheiten dieser Behandlung schildere ich die Tage in der Ayurvedarubrik.