Shiva´s temple

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In den angenehmen Morgenstunden nahmen wir ein Tuk Tuk zum Shivatempel für eine Puja der 21 Generationen. Barfuß geht es über rötlichen Sandboden zu einem rechteckigen Wasserbecken, mit ziemlich brackigem Wasser darin. Das Bassin fasst heiliges Gangeswasser, in das wir prompt hineinsteigen mussten. Nach Osten ausgerichtet sollten wir dreimal das Wasser über unseren Kopf spritzen, bevor wir mit nassen Hosenbeinen auf niederen Holzschemeln Platz nehmen sollen. Typisch indisch ist, dass 3 Meter weiter mit dem Kärcher fleißig Platten gereinigt werden für das nächste Tempelfest. Nicht gerade stimmungsvoll.

Der ergraute Brahmane ist mit einem Lungi und einer Gebetskette bekleidet, die über seinem Schmerbauch baumelt. Vor uns liegt ein nach Osten ausgerichtetes Bananenblatt, auf dem drei Ingredienzien für die Zeremonie liegen. Sandelholzpaste, schwarzer Sesam und heiliger Basilikum. Daneben steht eine Kanne mit Gangeswasser. Da die linke Hand als unrein gilt, ist die rechte Hand Hauptakteur in dieser Zeremonie. In festgelegter Reihenfolge werden die Zutaten mit Reis vermischt und es wird immer wieder zu den Ahnen gebetet. Sie werden eingeladen, um ihnen Gaben darzubieten, sich für eventuelle Verfehlungen zu entschuldigen und um ihren Segen zu bitten. Mir ist aufgegangen, dass ich mich mit meinen Ahnen nie weiter beschäftigt habe als zwei Generationen zurück. 21 Generationen ist eine schwer vorstellbare, unübersichtliche Menschenmenge in meinem Kopf.
Unsere Opfergabe fressen am Ende die Raben, was ein gutes Zeichen sein soll. Vor dem Lingam, einer phallischen Repräsentation des Shiva, bringen wir ein Feueropfer und trinken einen Schluck aus der Gangeswasserquelle. Definitiv die erste Möglichkeit heute sich mit (heiligen) Parasiten infiziert zu haben. Der Brahmane nimmt am Ende eine Spende entgegen. 101 Rupees, die man in seine Hand fallen lässt, ohne den Priester zu berühren.

Männer müssen ihre Hemden im Tempelareal ausziehen. Sie tragen es entweder über ihre linke Schulter gelegt oder mit dem untersten Knopf auf der rechten Hüfte geschlossen, togaartig von der Schulter zur gegenüberliegenden Hüfte. Die Frauen sind zurechtgemacht und tragen kleine Blüten im Haar. An einem Schalter draußen kauft man sich wie an einer Kinokasse ein Ticket für die gewünschte Zeremonie. Und dann sagt nochmal einer, es wäre nicht alles käuflich.

Als wir den Shiva Tempel betreten, beachten wir nie im Korridor mit direktem Blick zur Shivastatue im Zentrum des Schreins stehenzubleiben. Es ist gerade eine Puja in vollem Gange. Ein junger Brahmane trommelt und bläst das Muschelhorn. Die Shivastatue wird mit geweihtem Wasser übergossen und mit Blumengirlanden geschmückt. Glocken werden geläutet und vier heilige Männer arbeiten emsig daran, dass Lord Shiva auch ein ordentliches Frühstück aufgetragen wird. Wir bekommen zum Ende des beeindruckenden Spektakels einen Schluck heiliges Wasser, Blumen fürs Haar, Sandelpaste und heilige Asche für Stirn und Halsbeuge.
Als Giveaway gibt es Prasad, beziehungsweise in Südindien Prasadam genannt, die Opferspeisen des Tempels. Ein süßes Dreierlei. Ein Milchreis, Puffreis mit Kokosnussstücken und mein Favorit. Reis, Kokosmilch und Jaggery. Himmlisch schmeckende gesegnete Speisen.

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