Mein Uber Fahrer singt ein gut gelauntes Duett mit den Schnulzen aus dem Radio, während am Fenster indischer Stadttrubel vorbeizieht. Für 60 km Strecke benötigt er mehr als zwei Stunden Fahrzeit. Mit einem herzlichen Namaste und vor dem Herzen gefalteten Händen werde ich im Ayurvedakrankenhaus mit dem Namen „god´s healing signature“ willkommen geheißen. Mein Zimmer ist großzügig und angenehm temperiert und Dr. Pratish nimmt sich viel Zeit für ein Erstgespräch. Er drückt nach einer Pulsdiagnose an unzähligen Körperstellen herum und findet zielsicher schmerzende Stellen. Blockaden, Entzündungen und zu viel Hitze im Körper – was auch immer das bedeuten mag. Ich fühle mich unangenehm gemustert und ertrage die Sekunden, in denen er mich einfach nur durchdringend ansieht, kaum. Ich bin verunsichert, weil mir die Fragen („träumen sie von Schlangen?“etc.) und das ganze Prozedere sehr fremd vorkommen und so viele meiner Fragen erst mal offen bleiben. Trotz allem schlucke ich in den darauf folgenden Tagen schicksalsergeben alle paar Stunden bittere Medizin und lege mich ganz in die Hände der Ayurveda Therapeuten. Wenn es um 5:48 an der Tür läutet, weil es Zeit ist warme, geklärte Butter mit Kräuterauszügen zu trinken, dann mache ich das eben. Die tägliche Behandlung, wenn 3 Mädchen mich einölen, mit Kräuterstempeln abklopfen und mich synchron mit heißem Wasser übergießen, bis ich schrumpelig bin, werte ich als würdige Wiedergutmachung. Schon an Tag 2 stelle ich fest, dass ich ganz anders rieche. Ich rieche irgendwie indisch.
Eine andere Patientin meinte, dass sie nach einer Woche bereits jünger und entschlackter aussah. Ob das ihr Wunschdenken oder die Realität ist, kann ich nicht beurteilen.
Weil die Mittagshitze für mein „inneres Feuer“ nicht gut ist, darf ich das Gelände nicht verlassen. Hat im ersten Moment was von einem Wellness-Gefängnis, aber sie werden hoffentlich wissen, was sie tun. Ich übe mich in Geduld und Vertrauen.